Speaker-Interview:
Vincent Charles
Vincent Charles ist Head of Group Media Relations bei Continental und wir dürfen ihn zum diesjährigen Medienforum als Sprecher begrüßen. Als Experte für Unternehmenskommunikation und Pressearbeit verrät er uns, wie sich Continental mit zukünftigen Medien auseinandersetzt, welche Skills Studierende für den Medienmarkt beherrschen sollten und gibt eine persönliche Einschätzung zum Thema Future Media.
Zwei leichte Einstiegsfragen vorweg – Wenn es eine Zeitmaschine gäbe: Lieber in die Vergangenheit oder die Zukunft reisen?
Das ist angesichts der zahlreichen Herausforderungen wie der Klimakrise keine leichte Frage. Ich blicke wie viele andere sorgenvoll in die Zukunft. Beruflich würde ich natürlich gerne einen Blick in die Zukunft werfen. Schließlich verändert sich die Unternehmenskommunikation aufgrund der heterogenen Medienlandschaft rasant.
Sie arbeiten für Continental: Lieber Fahrradreifen oder Autoreifen wechseln?
Beides, wenn die Zeit dafür gekommen ist. Allein aus Sicherheitsgründen.
Wie würden Sie in drei bis fünf Sätzen das Unternehmen Continental beschreiben?
Continental ist ein Unternehmen, das wichtige Beiträge zum Thema Mobilität liefert, gerade wenn es um Fahrzeugvernetzung, -automatisierung und -komfort geht. Darunter fallen beispielsweise neben Reifen auch Assistenzsysteme, Bremsen und Displays. Aber natürlich zählen auch Fahrrad- oder Spezialreifen dazu, denn Mobilität bezieht sich ja nicht nur auf das Auto. Somit ist Continental ein sehr breites und für die Zukunft gut aufgestelltes Unternehmen – dazu zählt sowohl das Portfolio als auch die Menschen, die dort arbeiten.
Für unsere Medienstudierenden: Sie sind Head of Group Media Relations bei Continental, was machen Sie in dieser Position?
Um es einfach zu sagen: Ich bin Leiter der Konzern-Pressestelle. Das heißt, ich kümmere mich um die Pressearbeit auf Konzernebene. Das umfasst unter anderem Finanz- und Technologiekommunikation oder Themen wie Nachhaltigkeit und Personal. Hauptsächlich habe ich Kontakt zu großen Wirtschafts- und Leitmedien aus der ganzen Welt – unter anderem China, Japan oder den USA.
Was macht Ihnen bei Ihrem Job am meisten Spaß? Was motiviert Sie bei Ihrer täglichen Arbeit, was treibt Sie an?
Am meisten treibt mich an, dass ich morgens gar nicht weiß, wie mein Tag ablaufen wird. Jeder Tag ist neu, anders und unvorhersehbar. Es gibt aber auch typische Aspekte im Alltag – beispielsweise wiederkehrende Projekte wie die Jahrespressekonferenz. Was mich motiviert ist der Kontakt und Austausch mit Journalistinnen und Journalisten, weil es sehr interessante Menschen sind. Sie verfügen über einen sehr breiten Horizont und über einen kritischen Blick auf die Themen.
Beim diesjährigen Medienforum beschäftigten wir uns mit Future Media, der Zukunft der Medienwelt. Was bedeutet „Future Media“ für Sie?
Bei Future Media denke ich vor allem an eine immer diversere Medienlandschaft, aber auch an die Fragestellung, welche Rolle Medien im Prozess der Meinungsbildung künftig spielen – insbesondere mit Blick auf demokratische Prozesse.
Welche Aufgaben/Herausforderungen begegnen Ihnen in Ihrem Unternehmen und bei Ihrer Arbeit mit Blick auf die zukünftige Medienwelt? Welche Erkenntnisse haben Sie dazu vielleicht schon gesammelt?
Uns beschäftigt die starke Diversifizierung der Medienlandschaft, speziell im Social-Media-Bereich. Es herrscht eine Informations-Übersättigung, die auch von Unternehmensseite befeuert wird, indem diese selbst immer mehr Inhalte erstellen und über zahlreiche Kanäle kommunizieren. Das ist, glaube ich, aktuell die größte Herausforderung für Unternehmen. Wie kann man in diesem Umfeld überhaupt noch zu seinen Zielgruppen durchdringen.
Der ganze Titel in diesem Jahr lautet „Future Media – automatisierter. vernetzter. intelligenter?“ Sind die Medien der Zukunft intelligenter? Wie stellen Sie sich diese Medien vor?
Die aus meiner Sicht entscheidendere Frage ist, ob wir es schaffen, künftige Generationen mit mehr Medienkompetenz auszustatten. Das müsste meiner Meinung nach in Schulen ein Pflichtfach sein. Das gehört zum Rüstzeug mündiger Bürger. Und die braucht man mehr denn je.
Wir dürfen Sie als Speaker beim diesjährigen Medienforum begrüßen. Worauf sind Sie gespannt bzw. worauf freuen Sie sich am meisten?
Vor allem freue ich mich auf den Austausch mit den Studierenden und deren Perspektiven in Hinsicht auf Unternehmenskommunikation oder die eigene Mediennutzung.
An der Ostfalia Hochschule gibt es u.a. die Studiengänge Medienkommunikation, Medienmanagement, Kommunikationsmanagement und Mediendesign. Welche Tipps haben Sie für Medienstudierende, die sich für eine berufliche Zukunft in Kommunikationsabteilungen und in der Medienbranche interessieren?
Ein hohes Interesse, sich mit Inhalten und Themen detailliert und kritisch zu befassen. Es ist auch nie verkehrt Erfahrungen in der Agentur- und PR-Welt zu sammeln. Dort kann man Vieles lernen, was einem den Einstieg in ein Unternehmen erleichtern kann. Weiterhin sollten Studierende offen und neugierig sein und ein hohes Maß an Schreibkompetenz besitzen. Wir stellen nämlich vermehrt fest, dass letzteres tendenziell abnimmt.
Gab es bei Ihnen im Studium einen Moment, wo Sie dachten „Das werde ich nie mehr brauchen!“ und am Ende doch froh waren, dass Sie es gemacht haben?
Ja, den gab es. Ich habe in Deutschland Medienwissenschaften und in Frankreich Kommunikationswissenschaften studiert. In Frankreich hatten wir auch ein Statistik-Seminar, wo ich mich gefragt habe „Wird mir das wirklich was bringen?“. Alle zwei Jahre lassen wir weltweit eine Mobilitätsstudie erheben, bei der wir Autofahrerinnen und -fahrer repräsentativ befragen. Das statistische Wissen hilft mir jedes Mal sehr bei der Auswertung und Einordnung der Ergebnisse.
Möchten Sie noch etwas loswerden? Für welche Frage, die nicht gestellt wurde, haben Sie noch eine Antwort?
Spielt Mobilität zukünftig eine Rolle, wenn die Welt immer virtueller wird, wenn die Arbeit im Homeoffice stattfindet? Ja, auf jeden Fall. Mobilität ist ein Grundbedürfnis. Virtueller Austausch ist wichtig. Dass Menschen zusammenkommen, ist aber viel wichtiger und dafür spielt Mobilität eine große Rolle.
Vielen Dank für das Interview!
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Anton Root