Campus38 feiert Fünfjähriges

Ein Rückblick mit Prof. Kölmel und Prof. Ollrog

Campus38.de, das journalistische Portal für junge Menschen in der Region 38, wird durch die Lehrredaktionen der Studiengänge Medienkommunikation (B.A.) und Medienmanagement (B.A.) an der Ostfalia Hochschule in Salzgitter erstellt. In diesem Jahr feiert “C38” seinen fünften Geburtstag und die Professoren Kölmel und Ollrog, die das Projekt ins Leben gerufen haben, waren im Interview bei uns zu Gast.

Professor Kölmel, Professor Ollrog und Felix Teubler im Audimin des C-Gebäudes.

Professor für Medienproduktion Andreas Kölmel (links), Professor für Journalistik und Medienökonomie Marc-Christian Ollrog (Mitte) und Felix Teubler (rechts) im Gespräch über das Jubiläum von Campus38.de. Foto: Lukas Hampel.

 

Das mediale Lehrkrankenhaus der Ostfalia

Seit 2017 werden journalistische Beiträge von Medienstudierenden der Ostfalia Hochschule in Salzgitter gebündelt auf einem digitalen Forum veröffentlicht: Campus38.de. Zentraler Dreh- und Angelpunkt bei der Gründung der Plattform war es, dass die Studierenden ihre journalistischen Arbeiten nicht nur für eine Note produzieren, sondern eine tatsächliche Veröffentlichung als Ziel haben können. Selbstverständlich ist aber auch der Weg dorthin ein (Teil-)Ziel des Projekts. Die Journalist*innen der Zukunft sollen von der Pike auf alle Skills und alle Prozesse erlernen, die es in der Praxis braucht. Das spart Feedback und Kritik natürlich nicht aus, erfordert es sogar. Hinter einem fertigen, journalistischen Produkt, welches auf Campus38 veröffentlicht wird, steht oftmals eine lange und detaillierte Entwicklung. Jeden Schritt gehen die Studierenden dabei selbst. Oder um es mit Professor Ollrogs Worten zu sagen: Campus38 ist quasi das Lehrkrankenhaus an der Ostfalia.”

 

Raus aus der Komfortzone! – Von der Arbeit in den Lehrredaktionen

Wer beim Stichwort (Lehr-)Krankenhaus erstmal an schmerzvolle Operationen denken muss, der ist tatsächlich gar nicht so weit weg von dem, was der Einsatz der Studierenden für ihre Campus38-Beiträge manchmal bedeutet. Die eigenen Grenzen erkunden, über sich hinauswachsen und auch mal das ein oder andere metaphorische blaue Auge mitnehmen. Alles etwas, was insbesondere die Lehrredaktion Print in den Sommersemestern auszeichnet. In rund 100 Tagen entsteht ein komplettes, gedrucktes Campus38-Magazin. Gefüllt mit Beiträgen der Studierenden, muss es in diesen 100 Tagen oft auch direkt von 0 auf 100 gehen. Nicht selten ist dies die erste Möglichkeit der Studierenden, ihr journalistisches Handwerk unter Beweis zu stellen, auszutesten und zu verbessern. Und das heißt nicht selten: Raus aus der Komfortzone, rein ins Risiko!

Denn vor allem unter Ausnahmesituationen, wenn die Studis mit unbekannten Situationen und neuen Herausforderungen konfrontiert sind, entstehen meist die besten Ergebnisse. Sogar der Pandemie konnte Professor Kölmel dadurch etwas abgewinnen. Denn das improvisierte Lockdown-Projekt “inside-corona.de” hat einige unerwartete Talente zum Vorschein gebracht: ”Dort haben wir tatsächlich Talente entdeckt, die wir so nicht entdeckt hätten, wenn wir in Präsenz unterrichtet hätten. Also da könnte ich jetzt auch mal konkret zwei Namen nennen. Da gab es die Janina Possel zum einen und oder zum Beispiel die Melissa Bozkurt, die schon im zweiten Semester in ihren Video-Tagebüchern eine unfassbare Präsenz vor der Kamera bewiesen haben.” Eine Präsenz, die unter normalen und erwartbaren Bedingungen vielleicht nie entdeckt worden wäre.

 

Das Geheimnis guter Magazine und Filme

Was genau sind dann aber Geheimformeln für gute journalistische Arbeiten im audiovisuellen oder schriftlichen Bereich? Für den Printbereich hält Professor Ollrog neben der journalistischen Routine auch zwei weitere, ganz pragmatische Aspekte für ausschlaggebend: inhaltliche Abwechslung und visuelle Darstellung. “Ein gutes Magazin bietet ganz Unterschiedliches, es ist in gewisser Weise eine Wundertüte”, erklärt der Professor für Journalistik und führt weiter aus: Wir brauchen natürlich Visualität. Das ist in diesem Jahr besonders gut gelungen, dass wir hier gerade im optischen Erlebnis einen Schritt nach vorne gemacht haben.”

Ansprechende Bilder und ein präsentes visuelles Erlebnis ist selbstredend auch im Film unerlässlich. Aber auch hier gibt es wieder einiges mehr zu meistern, als es der erste Blick vielleicht vermuten lässt: “Thema, Thema, Thema und nochmals Thema. Das ist der erste Punkt. Dann: Recherche, Recherche, Recherche, das ist dann der zweite Punkt. Und wenn man dann sein Thema hat, dann kann man sich darüber Gedanken machen, wie die visuelle Umsetzung ist”, beschreibt Professor Kölmel. Aber auch dann sei es unerlässlich, weiter mit einem geschlossenen und durchdachten Konzept zu arbeiten. Jeder Schnitt muss sitzen, jede Szene einen Zweck erfüllen. Und auch hier gilt die Devise: Abwechslung und Individualität. Es gibt nicht den perfekten Film für alle Fälle, sondern alle Autor*innen müssen ihren eigenen, richtigen Film finden und produzieren.

 

Über die Themen einer Generation: Zwischen Überraschungen und Klassikern

Genauso gibt es auch nicht DAS universell richtige Thema. Und doch: Es gibt Trends, die sich im Laufe der Jahre entwickeln. Das kann selbst die erfahrenen Professoren hin und wieder überraschen. Am Ende steht über allem aber auch hier die Devise: Studis first! Als junges, studentisches Portal sind die Meinungen der jungen Journalistinnen und Journalisten in den Lehrredaktionen und Seminaren ausschlaggebend dafür, welche Vorschläge umgesetzt werden. Zwischen wiederkehrenden Themenbereichen wie Social Media oder Psychische Gesundheit stechen bestimmte, seltene Themen dann auch immer wieder positiv heraus. So erinnert sich Professor Ollrog an Nico Strübing, der im letzten Jahr mit dem  Campus38-Publikumspreis für seinen Beitrag “How to become a Trash-TV-Star – Vom Normalo zum Z-Promi” prämiert wurde: “Da haben wir eine ansatzweise investigative Recherche auszeichnen können.”

Doch auch das große, weltpolitische Geschehen kann in den studentischen Arbeiten auf das ganz Kleine heruntergebrochen werden. Vor allem politische Themen fristen dabei manchmal noch ein Schattendasein. Umso größer ist also die Chance, aus so seltenen Themen herausragende Beiträge zu produzieren.

 

Journalismus ist Handwerk

Denn am Ende des Tages ist Journalismus nichts anderes als gelerntes Handwerk, sei es hinter der Kamera oder vor dem Papier. Deswegen ist Campus38 auch weitaus mehr, als nur die Veröffentlichungsplattform guter Prüfungsleistungen. Auch außerhalb des Curriculums haben die Studierenden hier die Möglichkeit, sich zu engagieren, Neues auszuprobieren und ihr eigenes Handwerk zu verbessern. Dabei stehen ihnen die Professoren zur Seite, sei es bei der Betreuung aufwendigerer Produktionen oder auch beim Knüpfen von Kontakten in die Praxis, was in der Medienbranche unerlässlich ist. Natürlich obliegt es aber auch hier am Ende den Studierenden, ihre eigene Nische zu finden. Sei es Print, Audio oder TV, jede Richtung kann ausprobiert und fokussiert werden. “Und das alles mit engem Austausch mit der Praxis. Das Aufbauen von Beziehungen im Journalismus ist total sinnvoll, dann stehen die Tore auch in die Industrie nach dem Abschluss sicher weit offen”, fasst Professor Ollrog zusammen. Professor Kölmel ergänzt: “Kurz gesagt, Journalismus ist Handwerk. Filmemachen ist Handwerk. Und das erlernt man nur durch machen, machen, machen, üben, üben, üben. Und da haben wir hier natürlich eine wunderbare Spielwiese, sowohl inhaltlicher Art durch die Unterstützung durch uns oder auch die ganzen Mitarbeiter, die hier arbeiten.”

 

Future Media – auch bei Campus38

Um diese Spielweise noch weiter auszubauen, soll nach den ersten fünf Jahren das Angebot von und an die Studierenden noch erweitert und intensiviert werden. Multimedia-Reportagen unter Einsatz unterschiedlicher Story- und Scrollytelling-Tools sollen verbessert werden und somit eine größere Gestaltungsfreiheit für die Autor*innen ermöglichen. “Ansonsten würde ich mich freuen, wenn wir das Thema Podcast und Hörfunk ausbauen können. Dazu haben wir ein tolles Hörfunk-Studio hier am Campus bekommen, was wir bisher noch nicht richtig in Betrieb nehmen konnten”, hofft Professor Ollrog. Auch Professor Kölmel möchte noch mehr Chancen bieten, um zukünftige Beiträge crossmedialer und vielschichtiger gestalten zu können. Natürlich immer unter der Maßgabe des ungebrochenen Engagements der Studis.

 

Das Medienforum 2022. “Endlich wieder in Präsenz!”

Im Rahmen des diesjährigen Medienforums wird der Campus38-Preis an herausragende Beiträge des vergangenen Jahres vergeben. Nach zwei Jahren digitaler Fachtagungen freuen sich selbstverständlich auch die Professoren wieder auf den Austausch zwischen Studierenden und Praxis-Expert*innen in altgewohnter Atmosphäre am Campus. Und wer weiß, vielleicht kommt man zwischen Vorträgen und Sektempfang auch zu Campus38 ins Gespräch – nach fünf Jahren gibt es mehr als genug Anlass dazu.

 

Der Campus38-Publikumspreis 2022

Auch in diesem Jahr wird im Rahmen der Campus38-Preisverleihung ein Publikumspreis ausgelobt. Verschaffe dir hier einen Überblick über die nominierten Beiträge und stimme für deinen Favoriten ab!

 

Mehr zu Campus38?

Thumbnail des YouTube-Videos mit Professor Kölmel und Professor Ollrog.

Im Interview auf YouTube geben Professor Kölmel und Professor Ollrog weitere Einblicke zu fünf Jahren Campus38.de.

Das ganze Interview findest du auf unserem YouTube-Kanal. Vorbeischauen lohnt sich – auch beim Medienforum: Jetzt hier anmelden.

Felix Teubler und Lukas Hampel