Das Medienforum als Projekt

Interview mit Prof. Dr. Denise Sommer

Das Ostfalia Medienforum wird von Studierenden organisiert. Über das Projekt und das Thema Medienkompetenz hat das Team des Medienforums mit Prof. Dr. Denise Sommer gesprochen. Sie ist die Projektverantwortliche des 11. Ostfalia Medienforums, das am 8.12.2021 stattfindet.

Frau Prof. Sommer, eine direkte Frage zum Einstieg: was ist Medienkompetenz für Sie?

Zunächst vor allem die Reflektion des eigenen Medienumgangs und das Eingeständnis, dass wir uns alle manchmal leicht beeinflussen lassen. Aber auch ein Grundwissen über die Struktur und Arbeitsweisen der Medien und grundlegendes technisches Know-How, um Geräte angemessen zu bedienen und einzuschätzen, was mit meinen Daten passiert, die ich preisgebe.

Denise Sommer ist Professorin für Theorien der Kommunikations- und Medienwissenschaft an der Ostfalia. Bild: Ostfalia Hochschule

Denise Sommer ist Professorin für Theorien der Kommunikations- und Medienwissenschaft an der Ostfalia. Bild: Ostfalia Hochschule

Am 8.12.2021 findet das 11. Ostfalia Medienforum statt, das Thema ist Medienkompetenz. Wieso wurde gerade dieses Thema ausgewählt, was macht es aktuell und relevant für die Medienfachtagung der Ostfalia?

Ich freue mich, dass ich das Thema Medienkompetenz, das mich schon seit längerem umtreibt, im Medienforum 2021 platzieren konnte und bin sehr gespannt auf die Veranstaltung.

In einer Zeit, in der gesellschaftliche Diskurse besonders aufgeheizt sind, wird Medienkompetenz unverzichtbar. Das beginnt mit der Frage, welche Nachrichten und Informationen verlässlich sind und worin sich Fakten und Meinungen unterscheiden. Aber auch die nötige Sorgfalt bei der eigenen Gestaltung von Botschaften wird immer wichtiger. Viele Menschen haben Profile in den sozialen Medien und äußern sich dort. Hier stellen sich Fragen nach dem angemessenen Ton ebenso wie nach den Grenzen zwischen privat und öffentlich. Das sind nur wenige Beispiele, die die Relevanz und Aktualität des Themas verdeutlichen.

Sie sind Professorin für Theorien der Kommunikations- und Medienwissenschaft an der Ostfalia – wo beschäftigen Sie sich dabei mit Medienkompetenz?

Zunächst vermitteln wir ja in unseren Studiengängen allgemein Medienkompetenz. Unsere Studierenden erwerben Wissen über die Medien, ihre Funktionen und Wirkungen, lernen die Medientechnik zu bedienen und üben die Gestaltung von Medienangeboten ein. Das alles sind Grundpfeiler der Medienkompetenz.

Ganz konkret diskutiere ich mit meinen Studierenden z. B. viel über Medienethik. Auch hier kommen wir immer wieder zu dem Schluss, dass die Medienkompetenz der Nutzenden ein Schlüssel zum angemessenen Umgang mit Medien ist.

Welche Erkenntnisse und Erfahrungen haben Sie in Ihren Forschungen, Projekten – ganz allgemein: bei der Arbeit – im Bereich Medienkompetenz gesammelt?

Vor allem, dass sie vielfach fehlt – leider! Unsere Mediennutzung läuft oftmals sehr routiniert ab. Wir nutzen die Medien sehr selektiv, häufig ohne uns das bewusst zu machen. Dann hören, sehen und lesen wir natürlich das, was in unser Weltbild passt und hinterfragen zu wenig. Oder die Medien werden pauschal kritisiert, ohne dass die Rahmenbedingungen von Medienproduktion mitgedacht werden.

Meine Forschungsthemen sind Mediennutzung und -wirkung. Beispielsweise habe ich untersucht, wie Nachrichten über Minderheiten wahrgenommen werden und welche Rolle sie bei der Vorurteilsbildung spielen. Aber auch Gespräche im Anschluss an die Medienrezeption und ihre Rolle bei der Verarbeitung von Botschaften haben mich beschäftigt. Es macht einen Unterschied, ob das Publikum z.B. in der Lage ist, Inszenierung und Überspitzung zu erkennen und Medienberichte entsprechend einordnen kann.

Das Ostfalia Medienforum wird jährlich von Studierenden aus MM und MK organisiert, in diesem Jahr sind Sie die Projektverantwortliche. Wieso wird das Medienforum von Studierenden organisiert, wie profitieren diese davon?

Die Organisation des Medienforums ist eines unserer interdisziplinären Praxisprojekte im 5. Semester. Ziel ist es, die im Studium erworbenen Kompetenzen in einem konkreten Projekt anzuwenden, wie es Ihnen auch in der Praxis begegnen kann. Die Studierenden üben sich im Event-Management – sie organisieren, kommunizieren, vermarkten und vermitteln. Da sich das Medienforum außerdem immer mit einem aktuellen Thema aus dem Medienbereich befasst, vertiefen sie auch ihr inhaltliches Wissen. Und sie lernen mit der Hochschule eine ganz spezielle Institution kennen, die ihre eigenen Regeln und Arbeitsroutinen hat. Auch das ist in diesem Bereich relevant, denn institutionelle Rahmenbedingungen müssen mitgedacht werden und vertragen sich manchmal nicht mit jeder kreativen Idee.

Welchen Herausforderungen stellen sich die Studierenden im Seminar?

Die Koordination innerhalb eines Teams mit unterschiedlichen Wissens- und Erfahrungshintergründen ist nicht immer leicht. Die Studierenden müssen mit vielen unterschiedlichen Ziel- und Statusgruppen kommunizieren, auch Hierarchien an der Hochschule und der Kontakt zu hochrangigen Gästen können herausfordernd sein. Und nicht zuletzt ist die Organisation einer Veranstaltung auch immer mit Zeitdruck verbunden.

Bis zum 11. Ostfalia Medienforum am 8.12.2021 sind es nur noch wenige Wochen, die Anmeldung ist in Kürze möglich. Wieso lohnt sich ein digitaler Besuch beim Medienforum?

Weil das Medienforum – wie der Name schon sagt – ein virtueller Raum ist, um Menschen zusammenzubringen, die sich für Medien begeistern. Wir werden das Thema Medienkompetenz interdisziplinär aus wissenschaftlicher und praktischer Perspektive genauer unter die Lupe nehmen, so dass von interessierten Laien bis hin zu erfahrenen Expert*innen alle etwas mitnehmen können. Wer sich also für die Medien und den Umgang mit ihnen interessiert, wird hier viel lernen und entdecken.

Ich freue mich auf die Vorträge der Expert*innen, deren Arbeit ich teilweise schon lange interessiert verfolge, auf eine spannende und anregende Diskussionsrunde mit prominenten Gästen und natürlich auf die Preisverleihungen für unsere medienkompetenten Studierenden!

Vielen Dank für das Interview!

 

Zur Person

Denise Sommer studierte Psychologie an der Humboldt-Universität zu Berlin und promovierte 2007 mit einer Studie zur Anschlusskommunikation über Fernsehnachrichten an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Sie lehrte und forschte an den Universitäten Jena und Leipzig u.a. zu den Themen Medien und Migration, Einstellungs- und Persuasionsforschung und Theorien der Kommunikationswissenschaft. Seit 2017 ist Denise Sommer Professorin für Theorien der Kommunikations- und Medienwissenschaft an der Ostfalia Hochschule. Sie ist Mitglied im Vorstand des Instituts für Öffentliche Kommunikation. In der Lehre und Forschung beschäftigt sie sich mit Medienpsychologie und -soziologie sowie Medienethik. In diesem Jahr ist sie Projektverantwortliche für das 11. Ostfalia Medienforum zum Thema Medienkompetenz.