Speaker-Interview:
Marcel Franze

Marcel Franze ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Öffentliche Kommunikation an der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften und wir dürfen ihn zum diesjährigen Medienforum als Sprecher begrüßen. In seiner Promotion beschäftigt sich Marcel Franze mit dem Thema künstliche Intelligenz im Bereich des Journalismus’, wozu er uns auch einiges spannendes berichten wird.

Marcel Franze (Foto).

Marcel Franze ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Öffentliche Kommunikation an der Ostfalia Hochschule Salzgitter und Speaker beim Medienforum 2022. Bildnachweis: Marcel Franze.

Zwei leichte Einstiegsfragen vorweg:

Wenn es eine Zeitmaschine gäbe: Lieber in die Vergangenheit oder die Zukunft reisen?

Lieber in die Zukunft.

Werden Roboter und künstliche Intelligenz eines Tages die Macht über die Menschheit übernehmen?

Das ist aber eine schwere „leichte“ Einstiegsfrage. Nein, ich denke nicht, dass Roboter oder künstliche Intelligenz die Macht über die Menschheit übernehmen werden. Generell sollten wir uns von dem Bild künstlicher Intelligenz und Roboter lösen. KI´s sind Software-Programme. Roboter in humanoider Form als Sinnbild für KI ist ein Bild, das von den Medien geprägt wird. Es ist aber eigentlich irritierend.

Beim diesjährigen Medienforum beschäftigen wir uns mit Future Media, der Zukunft der Medienwelt. Wir freuen uns sehr, dass wir Sie als Speaker begrüßen dürfen. Was bedeutet der Begriff „Future Media“ für Sie?

Für mich ist das Thema ein Aufruf, sich mit der Zukunft zu beschäftigen und zu überlegen, wie wir sie gestalten möchten.

Sie promovieren im großen Themenfeld der medialen Zukünfte – womit beschäftigen Sie sich dabei genau?

Es geht darum Szenarien zu entwickeln, wie künstliche Intelligenz den Journalismus in Deutschland verändern könnte, um entsprechend im Jetzt reagieren zu können.

Welche Erkenntnisse konnten Sie dabei schon herausfinden?

In Redaktionen wird weniger mit KI gearbeitet als gedacht.

Bei dem Begriff „Future Media“ denken die meisten Menschen an die Weiterentwicklung der digitalen Medien. Was geschieht mit den Printmedien? Werden sie komplett von der Bildfläche verschwinden?

Nein, ich denke nicht. Die Mediengeschichte zeigt eher, dass Medien für eine lange Zeit parallel nebeneinander existieren. Ich denke, dass wir Printmedien noch für eine sehr lange Zeit haben werden, wenngleich die gedruckten Auflagen und Titel fortlaufend weniger werden.

Wohin geht es in den nächsten Jahren mit den Medien? Wie könnte die mediale Zukunft aussehen?

Das ist eine komplexe Frage, mit der sich Bücher füllen lassen. Bezogen auf mein Thema gehe ich davon aus, dass große Medienhäuser immer mehr KI-Lösungen verwenden werden. Die kleineren Medienhäuser werden noch etwas brauchen.

Sie sind wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften. Inwiefern beeinflusst die ständige Weiterentwicklung der Medien die Lehre an der Hochschule und anderen Universitäten? Was ändert sich für Studierende?

Wir sind permanent gefordert, auf diese Veränderungen zu reagieren und unsere Lehre anzupassen. Das bedeutet, jedes Semester neu zu überprüfen, ob die Lehrinhalte noch aktuell sind oder ob es Weiterentwicklungen gibt, die mit aufgenommen werden. Diese Veränderung führt natürlich dazu, dass Studierende, die vor zehn Jahren studiert haben, ein etwas anderes Studium durchlaufen haben. Das ist aber normal und notwendig.

Die Zukunft wird medial zunehmend komplexer. Wie können sich Unternehmen, Manager usw. besser auf die Medienwelt bzw. deren Herausforderungen vorbereiten?

In Bezug zum Thema KI und Medien sehe ich große Medienhäuser in einer besseren Position als die kleinen. Sie haben in der Regel Expertise und Personal für Innovations- und Changemanagement. Diese Unternehmen müssen eher ins Ausland Richtung USA und China schauen, um dort früh Trends zu erkennen. Für kleinere Medienhäuser ist dies eher schwierig, hier müssen wir aufpassen, dass diese nicht verschwinden.

Mit der zunehmenden Entwicklung der Medien gewinnt auch das Thema künstliche Intelligenz immer mehr an Bedeutung. Inwiefern kann diese hilfreich sein und ab wann wird sie gefährlich?

Es ist schwierig, pauschal von „KI“ zu sprechen, da diese in verschiedenster Form auftritt. Aber generell gesprochen führt eine Innovation wie KI zu einem gesellschaftlichen und sozialen Wandel. Dieser Wandel ist dann gut, wenn wir ihn so ausgestalten, dass er der Gesellschaft dienlich ist. Das können wir durch gute Ideen und Organisation tun. Gefährlich wird der Wandel, wenn wir ohne Grenzen und ohne zu überlegen KI in alle Bereiche der Gesellschaft diffundieren lassen.

Können die Medien in der Zukunft eine Gefahr für die Gesellschaft darstellen?

Medien als Institution sind potentiell immer dann gefährlich, wenn sie instrumentalisiert werden. Das war schon immer so und wird auch in der Zukunft so sein. Vielmehr sind Medien als Institution aber absolut notwendig und die vierte Gewalt in Demokratien.

Wir dürfen Sie als Speaker beim diesjährigen Medienforum begrüßen. Worauf sind Sie gespannt bzw. worauf freuen Sie sich am meisten?

Ich freue mich, dass so viele Leute bei uns auf dem Campus zusammenkommen, die sich für Medien interessieren. Für viele unserer Studierenden ist dieses Event ihre erste wissenschaftliche Konferenz.

An der Ostfalia Hochschule gibt es u.a. die Studiengänge Medienkommunikation, Medienmanagement, Kommunikationsmanagement und Mediendesign. Welche Tipps haben Sie für Medienstudierende, die sich für eine berufliche Zukunft im wissenschaftlichen Bereich interessieren?

Wenn Sie beruflich in der Wissenschaft arbeiten möchten, wäre mein Ratschlag, gehen Sie damit auf Ihre Professor*Innen und Dozierenden zu. Diese Personen haben einen gewissen Werdegang hinter sich und können Ihnen viele Tipps geben und ein realistisches Bild vermitteln. Ein guter erster Schritt in die Richtung kann eine Stelle als studentische Hilfskraft sein.

Was haben Sie im Studium gelernt, das Ihnen heute hilft, obwohl Sie damals dachten „Wofür brauche ich denn sowas“?

Ich habe im Studium relativ viel über Mediengeschichte gelernt. Da hatte ich etwas Bedenken, ob mir das später nützt, gerade hinsichtlich eines Berufs. Ich habe aber festgestellt, dass aus der Vergangenheit viel für die Zukunft gewonnen werden kann.

Letzte Frage: Für welche Frage, die wir nicht gestellt haben, haben Sie noch eine Antwort?

Ich habe die Antworten auf die Fragen für die Medienökonomieprüfung des dritten Semesters. Die dürften einige brennend interessieren.

Vielen Dank für das Interview!

Wenn du noch mehr zum Thema Future Media, Marcel Franze und anderen interessanten Speakern*innen hören möchtest, dann besuche uns auf dem Medienforum. Jetzt hier anmelden!

Timo Quietmeyer