Speaker-Interview: Patrick Bunk

Ein Diplom in Volkswirtschaftslehre, danach Gründer eines Startups im Bereich Kommunikationsanalyse bei der Ubermetrics Technologies GmbH – Patrick Bunk ist heute Chief Innovation Officer bei der Unicepta Medienanalyse GmbH und Speaker beim diesjährigen Medienforum. Hier ist er mit uns im Interview.

Chief Innovation Officer Patrick Bunk.

Chief Innovation Officer Patrick Bunk von der Unicepta Medienanalyse GmbH. (Bildnachweis: Patrick Bunk).

 

Zwei Fragen zum Einstieg. Wenn es eine Zeitmaschine gäbe: Lieber in die Vergangenheit oder die Zukunft reisen?

In die Zukunft, über die wissen wir noch viel zu wenig und ich glaube an unsere Spezies.

 

Das Fach Statistik ist im Studium oft nicht das Beliebteste. Wie haben Sie die Leidenschaft für Statistik entdeckt?

Das ist echt keine einfache Frage – Die ersten Statistik-Semester sind mir immer noch schmerzhaft in Erinnerung. Das Wirtschaftsleben ist chaotisch und man hat ständig mit inkonsistenten Informationen zu tun. Da hilft es ungemein, jede Beobachtung einfach nur als ein Signal zu behandeln und das eigene Weltbild nach und nach durch Signale anzupassen, anstatt bei jedem Signal sofort alles umzuwerfen.

 

Wie würden Sie in drei bis fünf Sätzen das Unternehmen Unicepta beschreiben?

Unicepta ist eines der größten Media-Intelligence-Unternehmen Europas mit Kunden in der ganzen Welt. Wir sorgen dafür, dass 2/3 der Vorstände der DAX-Konzerne täglich darüber informiert werden, was über ihre Unternehmen und Wettbewerber kommuniziert wird, wie ihre Positionen im öffentlichen Diskurs wahrgenommen werden und wo Frühwarnsignale aufkommende Krisen anzeigen. Unsere Überzeugung ist, dass diese herausfordernde Arbeit die Verzahnung beider Komponenten erfordert – nur durch die Augmentation von Kommunikationsexperten mit den besten Technologien schaffen wir das.

 

Für unsere Medienstudierenden: Sie sind Chief Innovation Officer bei Unicepta. Was machen Sie in dieser Position?

Ich arbeite daran, für unsere Kunden das täglich neu entstehende Wissen der Welt zu ordnen und dabei unzählige Medienmeinungen und Perspektiven zu aggregieren. Das ist herausfordernd, weil wir dabei die Arbeitsabläufe von Wissensarbeitern verändern müssen, sowohl bei uns im Unternehmen als auch bei unseren Kunden. Und das machen wir, ohne alle Antworten zu haben – die Technologien, die wir einsetzen, stecken häufig noch in den vor-industriellen Kinderschuhen und noch weiß niemand, wie diese zukünftig am besten mit Kommunikationsexperten verwoben werden.

 

Beim diesjährigen Medienforum beschäftigen wir uns mit Future Media, der Zukunft der Medienwelt, und wir freuen uns sehr, dass wir Sie als Speaker begrüßen dürfen. Was bedeutet „Future Media“ für Sie?

Ich bin überzeugt, dass unsere heutigen Medienprodukte noch nicht auf die Bedürfnisse ihrer Kunden zugeschnitten sind. Wir müssen neben den Nationalmedien Medien für Gesamteuropäische Debatten schaffen, wir brauchen eine Finanzierungsform für den unverzichtbaren Regionaljournalismus.

 

In Ihrem Vortrag geht es um Künstliche Intelligenz und deren Einsatz in der Kommunikation. Wozu wird KI heutzutage schon genutzt, wo könnte die Reise noch hingehen? Und müssen wir fürchten, dass die KI schlauer ist als wir selbst?

KI hat in den letzten 10 Jahren fantastische Fortschritte gemacht und die aktuellen Modelle erstaunen jeden Tag mit neuen Zauberstücken. Ich erwarte, dass wir diese Werkzeuge in unseren Arbeitsalltage integrieren und in den nächsten 10 Jahren weniger repetitive und auch öde Arbeitsschritte in vielen Jobs haben werden. Wie mit Fahrrädern erreichen wir durch diese Technologien schneller unser Zielen, und das mit weniger Energieeinsatz. Die Singularität ist noch viele Jahre entfernt, aber ich gehe sehr davon aus, dass auf lange, lange Zeit eine KI durch ein Team von KI und Mensch geschlagen werden wird. Die Unterstützung von menschlichen Entscheidungen mit KI ist daher meine positive Zukunftsvision.

 

Welche Aufgaben/Herausforderungen begegnen Ihnen in Ihrem Unternehmen, bei Ihrer Arbeit mit Blick auf die zukünftige Medienwelt? Welche Erkenntnisse haben Sie dazu vielleicht schon gesammelt?

Wie viele Öffentlichkeiten, manchmal auch Blasen genannt, können wir uns leisten und können als Gemeinschaft noch funktionieren und agieren? Wie können wir Journalismus nachhaltig finanzieren und dabei uns Konsumenten Produkte anbieten, für die wir diesen Preis zu zahlen bereit sind?

Ich glaube hier sind wir aktuell in alten Prinzipien gefangen und wir müssen die wirtschaftliche Organisation der Medienlandschaft komplett neu aufziehen.

 

Der ganze Titel in diesem Jahr lautet „Future Media – automatisierter. vernetzter. intelligenter?“ Sind die Medien der Zukunft intelligenter? Wie stellen Sie sich diese Medien vor?

Der Journalismus erzeugt bisher im Vergleich zu anderen Wirtschaftsformen viel zu wenige Stars. Vertrauen zu Medien kann sich zum Beispiel vom Medium hin zu einzelnen Menschen verschieben. Muss ein Medium alle Berichterstattung immer selbst erzeugen oder kann es stattdessen auf von der Redaktion geprüfte und vertrauenswürdige Quellen verweisen, ich will gar sagen verlinken, oder bleibt das weiterhin ein Tabu in deutschen Medien?

 

Wir dürfen Sie als Speaker beim diesjährigen Medienforum begrüßen. Worauf sind Sie gespannt bzw. worauf freuen Sie sich am meisten?

Auf die physischen Gespräche mit Studenten vor Ort.

 

An der Ostfalia Hochschule gibt es u.a. die Studiengänge Medienkommunikation, Medienmanagement, Kommunikationsmanagement und Mediendesign. Welche Tipps haben Sie für Medienstudierende, die sich für eine berufliche Zukunft in der Medienbranche (eventuell Statistik) interessieren?

Ich sehe so viele überraschende und diverse Lebensläufe bei sehr erfolgreichen Menschen im Wirtschaftsleben, ich hätte mir während des Ökonometrie-Studiums auch nie träumen lassen, wenige Jahre später ein Startup im Bereich Kommunikationsanalyse zu gründen. Studiert, was euch interessiert, aber sucht euch irgendeine Spezialisierung, in der ihr richtig gut werdet – der Rest der Welt wird spannende Aufgaben für euch finden.

 

Vielen Dank für das Interview!

Wenn ihr noch mehr von Patrick Bunk oder unseren weiteren Speakern zum Thema “Future Media” erfahren möchtet, dann könnt ihr euch hier ganz einfach kostenfrei zum diesjährigen Medienforum anmelden!

Alina Breust