Der Wissenschaftliche Nachwuchspreis

Ein Interview mit Dr. Jörg Hagenah

In diesem Interview erfahrt ihr, was den wissenschaftlichen Nachwuchspreis ausmacht und welche Neuerung dieses Jahr bevorsteht. Ebenso gibt Dr. Hagenah Einblicke in die Arbeit der Jury und worauf er sich persönlich am meisten freut.

Dr. Jörg Hagenah - Lehrkraft für besondere Aufgaben an der Ostfalia

Könnten Sie uns zunächst etwas über sich selbst und Ihre Verbindung zum wissenschaftlichen Nachwuchspreis mitteilen?

Nach meiner Promotion an der Universität Leipzig zum Thema „Sportrezeption und Medienwirkung“ habe ich an der Uni Köln in mehreren Forschungsprojekten gearbeitet beim „Medienwissenschaftlichem Lehr- und Forschungszentrum“. Dabei ging es primär um die Mediennutzung im sozialen Wandel.

Seit 2017 bin ich hier an der Ostfalia Hochschule als Lehrkraft für besondere Aufgaben insbesondere für die Methoden- und Statistikausbildung tätig und leite regelmäßig Lehrforschungsprojekte in den Bachelorstudiengängen „Medienmanagement“ und „Medienkommunikation“ sowie im Masterstudiengang „Kommunikationsmagement“.

Wie ist der wissenschaftliche Nachwuchspreis entstanden? Was war Ihre Idee dahinter?

Mittlerweile habe ich 210 Bachelor- oder Masterarbeiten als Erst- oder Zweitprüfer an der Ostfalia betreut. Dabei sind mir immer mal wieder Arbeiten aufgefallen, die ich besonders toll finde. Da ich immer noch in der Forschung aktiv bin und regelmäßig meine Forschungsprojekte auf wissenschaftlichen Fachtagungen vorstelle und bisweilen nachher noch in Fachzeitschriften publiziere, kann ich auch einschätzen, dass manche Abschlussprojekte auch publikationsfähig sind und irgendwie hervorgehoben werden müssten und nicht einfach nur im Archiv der Prüfer*innen verschwinden sollten. Als ich mir überlegt habe, wie eine Würdigung aussehen sollte, ist mir eingefallen, dass ich selbst zwei Preise für Forschungsarbeiten bekommen habe. Ich habe bei einer Tagung der Fachgruppe Methoden der Deutschen Gesellschaft für Publizistik und Kommunikationswissenschaft den Preis für den besten Tagungsbeitrag bekommen und bei einer Tagung der Arbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie den zweiten Preis beim Posterwettbewerb bekommen. Über die dazugehörigen Urkunden habe ich mich extrem gefreut, mehr als über die Sachpreise. Das hat meinen Lebenslauf ordentlich aufgepeppt. Die damals überreichte Sektflasche ist dagegen schon lange leer und das T-Shirt der einen Tagungsinstitution passt mir schon lange nicht mehr. Übrig geblieben ist die Idee einer Preisverleihung mit Urkunden: 2019 habe ich auf der Institutssitzung meine Idee der Verleihung eines Nachwuchspreises für die besten medien- und kommunikationswissenschaftlichen Forschungsarbeiten meinen Kolleg*innen vorgestellt und wurde von Anfang an voll unterstützt. Seitdem organisiere ich den Preis und es werden jährlich die herausragenden Arbeiten geehrt. Mittlerweile gibt es die sechste Preisverleihung.

Was zeichnet eine gute Forschungsarbeit aus? Nach welchen Kriterien wird bewertet?

Alle eingereichten Arbeiten wurden vorher von den Prüfenden bewertet und benotet. Die Arbeiten die von den Kolleg*innen als herausragend eingestuft wurden, werden mir übermittelt und kommen in den Kreis der preiswürdigen Arbeiten und sind für den Nachwuchspreis nominiert. Das sind dieses Jahr acht Bachelorarbeiten und vier Masterarbeiten. Wenn man bedenkt, dass es jährlich über 100 Bachelorarbeiten und über 20 Masterarbeiten gibt, ist das dann wirklich nur die Crème de la Crème. Für die Preisjury beginnt dann aber noch der aufwändige Begutachtungsprozess, der ohne die breite Unterstützung aus dem Haus gar nicht möglich wäre. Das Begutachtungsverfahren ähnelt dem Reviewprozess bei nationalen Fachtagungen. Jede Arbeit wird von zwei Gutachtenden nach einem konkreten Katalog bewertet. Für folgende Kriterien werden jeweils bis zu fünf Punkte vergeben:

  1. Innovationsgehalt/ Erkenntnisbeitrag/ Anwendungsbezug
  2. Relevanz der Fragestellung
  3. Theoriearbeit
  4. Methode(n) der empirischen Sozialforschung
  5. Gesamteindruck

Zusätzlich wird eine kurze verbale Bewertung vorgenommen. Jede(r) Kolleg*in bewertet dabei durchschnittlich drei Arbeiten. Das ist schon ein hoher Aufwand, den da alle im besonders vollen Wintersemester auf sich nehmen. Dafür bin ich allen sehr dankbar!

Welche Personen sind noch Teil der Jury?

Unter den Gutachter*innen sind die Professorinnen Denise Sommer und Lisa Dühring und die Professoren Axel Lippold, Michael Vorfeld, Boris Blechschmidt und Harald Rau. Außerdem unterstützen uns die wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen Anna Brucks sowie Per Ole Uphaus und ich bin auch noch dabei. Bei der noch kommenden Jurysitzung sind dann noch zwei studentische Jurymitglieder dabei, Svenja Marquardt als Masterstudentin und Elin Lensky als Bachelorstudentin. Auf diese Weise wollen wir uns transparent „in die Karten gucken lassen“. Bei der Jurysitzung schauen alle Gutachtenden und die studentischen Vertreter auf die vorher erstellten Reihenfolgen, die auf den summierten Einzelpunkten beruhen, getrennt nach Bachelor- und Masterbereich. Alle liegen dabei dann alle Arbeiten vor. Gemeinsam wird entschieden welche Arbeiten gewonnen haben. Dabei kommt es durchaus mal vor, dass wir auch zwei Arbeiten als gleichermaßen herausragend einstufen. Ich blicke schon sehr gespannt auf die kommende Sitzung!

Gibt es bestimmte Forschungsthemen/ -trends, die dieses Jahr besonders herausstechen?

Das einzige, was sich sagen lässt ist, dass wieder ein sehr bunter Strauß an Arbeiten vorliegt, der ganz unterschiedliche theoretische Hintergründe, Themen und auch verwendete Methoden aufweist. Dabei sind es gar nicht unbedingt bestimmte Themen, die erfolgreich sind. Im Prinzip kann jedes Thema stark gemacht werden bspw. durch die Wahl und reflektive Verarbeitung passender theoretischer Ansätze. Auch die stringente Verwendung empirischer Methoden kann überzeugen.

Gibt es Pläne, den wissenschaftlichen Nachwuchspreis in Zukunft zu erweitern oder zu verändern? Welche Entwicklungen sind für die kommenden Jahre geplant?

Dieses Jahr wird der Nachwuchspreis in einer veränderten Form durchgeführt. Alle nominierten Arbeiten werden erstmalig in Form eines Posters beim Medienforum ausgestellt. Auch alle Autor*innen, die somit auf der Short List der preiswürdigen Arbeiten stehen, werden vor Ort dabei sein. Alle Teilnehmenden des Medienforums können sich die Poster anschauen und sich anschauen, welche Themen wie erforscht werden. Vielleicht verraten die Nominierten auch Ihr Erfolgsrezept: Denn es gibt auch die Gelegenheit, Fragen zu den Postern und zu den Abschlussarbeiten zu stellen.

Neu ist auch, dass die Nominierten alle während der Preisverleihung geehrt werden und eine Urkunde erhalten. Gespannt bin ich auch auf die Verkündung der Gewinner*innen, denn das wird für alle diesmal eine echte Überraschung sein. Das wird fast so episch sein wie bei der Oscar-Verleihung!

Nach der Veranstaltung sehen wir dann, ob es insgesamt ein Erfolg war. Ich vermute, dass sich diese Form danach etablieren könnte.

Was möchten Sie den aktuellen und zukünftigen Studierenden der Medienkommunikation und des Medienmanagements an der Ostfalia mit Blick auf den wissenschaftlichen Nachwuchspreis mitteilen?

Es lohnt sich von Beginn des Studiums an, auch den wissenschaftlichen und methodischen Pfad des Studiums im Blick zu behalten. Er ermöglicht den Bachelorabsolvent*innen nicht nur eine größere Auswahl an potenziellen Masterstudiengängen auch an Universitäten und den Masterabsolvent*innen die Promotionsmöglichkeit. Die Abschlussarbeit ist so etwas wie eine letzte Visitenkarte, die in besonderen Fällen auch noch mal als herausragend und preiswürdig eingestuft werden kann.

Worauf freuen Sie sich beim Medienforum am meisten? Was wird Ihr persönliches Highlight?

Ich freue mich v.a. auf die Posterausstellungen. Dann sieht man mal geballt vor sich, was alles so erforscht wird. Dabei organisiere ich noch eine weitere Neuerung. Es werden auch wissenschaftliche Poster für Forschungsarbeiten ausgestellt, die während des Studiums erarbeitet wurden. Diese werden dann von einer externen Jury bewertet, angeführt von Dieter Storll einem erfahrenen Marktforscher und Gründer von mindline media.

Meine Highlights werden dann natürlich die beiden wissenschaftlichen Preisverleihungen sein!

Vielen Dank für das Interview!

Wenn ihr weitere Einblicke zum Wissenschaftlichen Nachwuchspreis erhalten und die Preisverleihung nicht verpassen möchtet, dann meldet euch hier kostenfrei zum diesjährigen Medienforum an: https://www.ostfalia.de/cms/de/fachtagung/mf/anmeldung/